Personen mit niedrigem Einkommen stärker von Pandemie belastet

Die COVCO-Basel Studie des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) un-tersucht seit über einem Jahr die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Neue Studienresultate zeigen, dass Personen mit niedrigem Einkommen stärker unter der Pandemie leiden. So haben in dieser Bevölkerungsgruppe depressive Symptome zugenommen.

Die COVCO-Basel-Studie untersucht die breiten und langfristigen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie auf die erwachsene Bevölkerung der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Über 13 000 Personen nehmen an der Studie teil. Durch die regelmässige Befragung seit Juli 2020 kann die Studie die Auswirkungen der Pandemie im zeitlichen Verlauf untersuchen. Im Wissenschaftlichen Bericht - Juli 2020 bis August 2021, der im Auftrag der Gesundheitsdirektionen der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft erfolgte, veröffentlichen die Forschenden der COVCO-Basel-Studie die neuen Studienresultate.

Personen mit niedrigem Einkommen stärker betroffen

Die COVCO-Basel Studie untersucht vertieft die psychische Gesundheit in der Bevölkerung in der Region Basel. Sie zeigt, dass die Häufigkeit von Symptomen einer Depression zugenommen hat, und vorwiegend Teilnehmende mit niedrigem Einkommen sowie eher jüngere und weibliche Teilnehmende betroffen sind. «Wir sehen, dass diese Personen schon früh in der Pandemie eine ausgeprägte Depressions-Symptomatik zeigten, die sich weiter verschärfte und auch Mitte 2021 noch nicht auf das Niveau zu Anfang der Pandemie zurückging», sagt Nicole Probst-Hensch, Leiterin des Departements «Epidemiology and Public Health» am Swiss TPH und Studienleiterin von COVCO-Basel. Dagegen zeigt sich bei Personen, die weniger finanzielle Sorgen und ein höheres Einkommen haben, und vorwiegend männlich sind, während der ganzen Zeit der Pandemie eine tiefe Symptomatik in Bezug auf eine Depression. Personen mit niedrigem Einkommen weisen in der Studie allgemein eine tiefere Lebensqualität auf in Bezug auf ihre psychische und physische Gesundheit sowie das soziale Wohlbefinden und die Zufriedenheit mit dem Wohnumfeld.

Die Teilnehmenden werden zudem befragt, was ihnen während der Pandemie am meisten Sorgen bereitet. «Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus oder dass sich nahestehende Personen anstecken könnten, steht dabei nicht im Vordergrund. Weitaus am meisten Sorgen bereiten den Teilnehmenden die Einschränkungen beim Reisen oder in Bezug auf kulturelle Anlässe», sagt Nicole Probst-Hensch.

Einfluss einer COVID-19-Erkrankung auf Arbeitsunfähigkeit

Die COVCO-Basel-Studie zeigt auch den Einfluss der Pandemie und der Eindämmungsmassnahmen auf die Arbeitssituation, diese Aspekte wurden in Zusammenarbeit mit der Juristischen Fakultät der Universität Basel erhoben. 10 bis 15% der Erwerbstätigen geben an, dass sie mehr arbeiten als vor der Pandemie. Insbesondere Teilnehmende, die im Home-Office arbeiten, arbeiten mehr als am regulären Arbeitsplatz und oft auch an Wochenenden. Bei Personen, die wegen einer COVID-19-Erkrankung ihre Erwerbstätigkeit aussetzen müssen, dauert die Arbeitsunfähigkeit in den meisten Fällen 1 bis 2 Wochen, aber bei 10% der Fälle 1 Monat und mehr. Das Risiko für einen Rückfall mit erneuter Arbeitsunfähigkeit steigt mit zunehmender Dauer der Arbeitsunfähigkeit in der ersten Krankheitsphase.

Hoher Anteil der Bevölkerung mit SARS-CoV-2-Antikörpern

COVCO-Basel beteiligt sich zusätzlich an der Antikörper-Studie des schweizweiten Forschungsprogrammes von Corona Immunitas. Mittels Blutentnahme wurde bei rund 3000 Personen aus den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft der Antikörperstatus bestimmt. Bis August 2021 gaben fast 90% der Teilnehmenden an, zweimal geimpft zu sein. Während diese Raten in Basel-Stadt und Basel-Landschaft bei den 50- bis 64-Jährigen (87%) und über 65-Jährigen (94%) gleich hoch waren, waren es bei den 18- bis 49-Jährigen 82% in Kanton Basel-Stadt, respektive 75% im Kanton Basel-Landschaft. Die Zunahme der Anzahl Geimpften im Jahr 2021 spiegelt sich auch in der Zunahme der positiven Antikörpertests in der Region Basel wider: Bis Mitte 2021 wiesen rund 75% der unter 65-Jährigen Antikörper gegen Sars-CoV-2 auf, bei den über 65-Jährigen sogar über 90%. Diese Zunahme ist vergleichbar mit jener in anderen Kantonen. Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. «Da die Studie Personen mit niedrigem Einkommen, die oft seltener gegen Corona geimpft sind, etwas weniger gut erreichte, sind diese relativ hohen Impfraten vermutlich in Bezug auf die gesamte Bevölkerung eine Überschätzung», erklärt Nicole Probst-Hensch.

Über die COVCO-Basel Studie

COVCO-Basel wird vom Swiss TPH durchgeführt und von den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft mitfinanziert. COVCO-Basel besteht aus zwei Studien mit einer Seroprävalenz-Kohorte von rund 3000 Personen (Teilnahme mittels Blutabnahme für Antikörpertests und mittels digitaler Fragebogen) und einer Digitalen Kohorte mit rund 10 000 Personen (Teilnahme mittels digitaler Fragebogen). Die Studie läuft seit Juli 2020 und ist als Langzeitstudie angelegt, um die langfristigen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und der Eindämmungsmassnahmen auf die Bevölkerung im Raum Basel zu untersuchen. COVCO-Basel beteiligt sich zudem am schweizweiten Forschungsprogramm «Corona Immunitas» der Swiss School of Public Health (SSPH+). Corona Immunitas ist ein wissenschaftliches Programm zur Bestimmung der SARS-CoV-2-Immunität. Während der durch Corona Immunitas zentral koordinierte Teil der Studien Ende Jahr reduziert wird, läuft COVCO-Basel weiter. Künftig sind auch gesundheitliche Untersuchungen sowie Umweltmessungen vorgesehen. COVCO-Basel soll dazu beitragen, den Menschen, die in der Region wohnen, ein qualitativ hochstehendes Lebens- und Wohnumfeld zu schaffen.

«Die COVCO-Basel Studie gibt wichtige Hinweise zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie und hilft uns bei der weiteren faktenbasierten Bekämpfung des Coronavirus. Ich danke deshalb im Namen des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt allen Beteiligten und insbesondere den rund 13000 Teilnehmenden, die diese wichtige Studie erst möglich gemacht haben», sagt Kantonsarzt Thomas Steffen, Leiter der Medizinischen Dienste des Gesundheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt.

«Wir sind beeindruckt von den Ergebnissen der COVCO-Studie. Für uns war die Einbettung der Studie in nationale Forschungsprogramme von Anfang an ein wichtiges Element», sagt Jürg Sommer, Leiter des Amts für Gesundheit Basel-Landschaft.

Wissenschaftlicher Bericht unter:
https://www.swisstph.ch/fileadmin/user_upload/CoVCoBasel_Schlussbericht_20211028.pdf

Hinweise:

Gemeinsame Medienmitteilung von Swiss TPH, GD BS und VGD BL

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