Forschung

Publikationen

Handlungsbedarf

Psychosoziale Belastungen, einschliesslich psychischer Störungen (somatisch-psychische Komorbidität) sind bei somatischen Patienten relativ häufig, insbesondere bei somatischen Patienten in Akutspitälern. Dies belegen ein Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums Obsan und andere Studien weltweit.

Somatisch-psychische Komorbiditäten bringen viele Nachteile mit sich:

  • mehr als doppelt so hohe Komplexitäts- und Komorbiditätslevels der somatischen Erkrankungen mit ca. doppelt so vielen Nebendiagnosen
  • längere Spitalaufenthalte und häufigere Rehospitalisierungen
  • schlechtere Behandlungsresultate
  • schlechteren Gesundheitszustand
  • geringere Lebensqualität
  • erhöhtes Mortalitätsrisiko und reduzierte Lebenserwartung
  • deutlich höhere direkte wie auch indirekte Krankheitskosten

Dies stellt das Gesundheitssystem und damit die Gesellschaft vor grosse Herausforderungen. Wie weltweit führende Fachverbände und Organisationen prominent und wiederholt betont haben, ist es daher notwendig, dass die psychosoziale Gesundheit in allen Teilen der Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung zentral berücksichtigt wird.

Der enorme Handlungsbedarf für die Somatik, einschliesslich somatischer Spitäler, wird auch durch eine vom Bundesamt für Gesundheit in Auftrag gegebene Studie für die Schweiz unterstrichen und detailliert beschrieben.

Beitrag zur Prävention in der Gesundheitsversorgung

Zentrales Ziel unseres Modellprojektes ist das frühzeitige Erkennen von psychosozialen Belastungen einschliesslich psychischer Störungen. Durch die frühzeitige Erkennung dieser Patienten können

  • Risiken für komplikationsreiche Krankheitsverläufe frühzeitig identifiziert werden,
  • Rezidive und Rehospitalisierungen reduziert werden,
  • schon während des Spitalaufenthalts spezifische Behandlungsangebote gemacht und begonnen werden,
  • weiterführende Behandlungsangebote frühzeitig initiiert und koordiniert werden,
  • Verbesserungen der Lebensqualität erreicht werden.

Präventives Denken wird im Spitalalltag verankert und der Spitalaufenthalt wird zu einem wichtigen Glied in der Versorgungskette. Die stationären und ambulanten Angebote werden besser miteinander verbunden und besser aufeinander abgestimmt.

Darüber hinaus werden im Projekt Finanzierungsmodelle zur nachhaltigen Umsetzung dieses Ansatzes entwickelt.

Projektziele

  • Z1: Psychosoziale Belastungen einschliesslich psychischer Störungen bei somatischen Patienten identifizieren
  • Z2: Abklärung des individuellen Handlungsbedarfs
  • Z3: Patienten erhalten ein bedarfs- und bedürfnisgerechtes Interventionsangebot
  • Z4: Multiprofessionelle Zusammenarbeit stärken
  • Z5: Weiterbildung der beteiligten Gesundheitsfachpersonen
  • Z6: Anwendbare und skalierbare Online-Technologien
  • Z7: Grundlagen für neue Finanzierungsmodelle erarbeiten

Massnahmen

  • M1: Zweistufiges Screening etablieren
  • M2A: Erstellung Behandlungspfade
  • M2B: Abklärung durch den psychosomatisch-psychiatrischen Konsiliar-Liaisondienst etablieren
  • M3A: Onlinebasierte Plattform zur Angebotskoordination aufbauen
  • M3B: Interventionsangebot in die Wege leiten
  • M4A: Vernetzung durch Kollaboration im Projektkonsortium
  • M4B: Basler Tag der psychosozialen Gesundheit etablieren
  • M5A: Regelmässige Fortbildung der involvierten Gesundheitsfachpersonen
  • M5B: Gruppenschulungen der Gesundheitsfachpersonen
  • M6: Online-Technologien für Screening/Outcome-Messung, Online-Plattform, Online-Schulungen und digitale Interventionen ausarbeiten bzw. zusammenstellen und einführen
  • M7A: Erfassung von Informationen als Grundlage für neue Finanzierungsmodelle
  • M7B: Strategiepapier Basler-Finanzierungsmodelle

Zusammenfassung Evaluationstätigkeiten

Das Projekt SomPsyNet hat verschiedene Evaluationstätigkeiten geplant und innerhalb der Aktivitäten verschiedene Indikatoren zum Monitoring der Prozesse wie auch der Outcomes ausgelegt. Ergänzend zu den ausgelegten Evaluationsaktivitäten des Projektträgers, begleitet und analysiert das Swiss TPH mittels einer formativen und Output-Evaluation allenfalls auftretende Hindernisse und Probleme. Durch die Evaluation des Swiss TPH in Zusammenarbeit mit dem ECPM der Universität Basel werden auf der Outcome- und Impact-Ebene Kostenaspekte analysiert, basierend auf Kostendaten der beteiligten Basler Krankenhäuser und auf Kostendaten von Versicherungsträgern. Zur Beurteilung der Wirkung auf Gesundheit und Lebensqualität werden sowohl klinische Daten (stationäre Behandlungen und Folgespitalaufenthalte) als auch Versicherungsdaten (Inanspruchnahme weiterer Gesundheitsleistungen) analysiert werden. Zur Beurteilung des Programms auf Patientenebene ist zusätzlich eine Patientenbefragung ca. 6 Monate nach Spitalaustritt geplant.